Auslandschweizer Fabio Reyes über Ausbildung und Militärdienst in der Schweiz

Der Auslandschweizer Fabio Reyes ist in Mexiko aufgewachsen und besuchte dort die Schweizerschule in Cuernavaca. Als 20-Jähriger beschloss er in die Schweiz «auszuwandern». Hier erzählt er über seine Erfahrung während seiner Ausbildung, im Militär und in seiner jetzigen Arbeit.

«In Mexiko gibt es nebst den öffentlichen Schulen zahlreiche Privatschulen, die meistens ein besseres und breiteres Bildungsangebot anbieten. Ich hatte das grosse Privileg, die Schweizerschule in Cuernavaca zu besuchen, welche auch zu meiner zweiten Familie wurde.

Verschiedene Gründe brachten mich dazu 2015 in die Schweiz zu ziehen: Sicherheit, der Militärdienst, die persönliche und finanzielle Freiheit, gute Ausbildungsmöglichkeiten … und die erste Liebe. Zu Beginn habe ich im Kundendienst einer Kreditkartenfirma gearbeitet und danach während zehn Monaten den Militärdienst im Durchdienermodell absolviert. Es waren intensive Monate, in denen ich viel gelernt habe – auch über mich selbst.

Stipendium mithilfe von educationsuisse

Anschliessend habe ich für die zweijährige Postmaturitäre Wirtschaftsausbildung (PWA) entschieden, welche sich an Maturanden oder Studierende richten, die sich für Wirtschaft interessieren und einen schnelleren Einstieg in die Praxis suchen.

Das Programm, während dem man auch einen Lohn erhält, besteht aus Schule und langem Praktikum in einem Unternehmen. Für mich war die Ausbildung sehr lehrreich, aber ich wollte meine Sprachkenntnisse noch vertiefen.

Fabio Reyes Auslandschweizer educationsuisse
Der Auslandschweizer Fabio Reyes holt sich das Schönste aus beiden Welten: der Schweiz und Mexiko.

So habe ich mich an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) für den dreijährigen Bachelorstudiengang «Angewandte Sprachen» immatrikuliert. Ich fand, dass die breite Palette an Modulen wie Projekt- und Eventmanagement, Marketing, Recherche, Social-Media-Kommunikation, Interkulturelle Kompetenz, Redaktion sowie Landes- und Kulturkunde mir sehr nützliche und effiziente Grundlagen vermitteln und somit viele Türen für meinen späteren beruflichen Werdegang öffnen würde.

Um mich voll und ganz dem Studium widmen zu können, hatte ich etwas gespart und gut kalkuliert. Und dank des Stipendiums meines Heimatkantons St. Gallen, bei dessen Bewerbungsprozess mich educationsuisse unterstützte, ging mein Plan ziemlich auf.

Mehrsprachigkeit im Studium

Da ich auch kein passendes Masterstudium fand, war die Idee einer «Studienpause» und generell eines Perspektivenwechsels für mich attraktiv. So bewarb ich mich für eine sechsmonatige Praktikumsstelle im Bereich Projektmanagement und Kommunikation in der Justizdirektion des Kantons Zürich. Anschliessend konnte ich in dort als Projektmitarbeiter in einem kantonalen Grossprojekt weiterarbeiten.

Diese Projektarbeit finde ich sehr spannend und herausfordernd, und man lernt in kurzer Zeit sehr viel dazu. Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Mehrsprachigkeit und den multikulturellen Aspekt meines Studiums im Alltag vermisse.

Dennoch kann ich einiges aus dem Studium im Tagesgeschäft anwenden, wie meine Kenntnisse im Projekt- und Eventmanagement, mein Verständnis für die Kommunikation in einem Unternehmen oder die Anwendung meiner redaktionellen Fähigkeiten.

Schweiz und Mexiko sind wie Yin und Yang

Oft werde ich gefragt, ob mir Mexiko nicht fehle. Ich lebe nun seit bald neun Jahren in der Schweiz und es gefällt mir hier. Mir wird immer wieder bewusst, was für ein Privileg es ist, in der Schweiz eine Ausbildung machen, arbeiten und ein Leben aufbauen zu können.

Dennoch fehlen mir andere Dinge, die das Leben etwas bunter machen. Ich vermisse das sonnige Wetter, die kulinarischen Köstlichkeiten, die herzliche Offenheit, Gelassenheit und Spontaneität der Menschen, die Traditionen, die Lust zum Feiern, nicht nur das Leben, sondern auch den Tod und manchmal auch die laute Musik und die passionierten Telenovelas.

Ich denke, die Schweiz und Mexiko sind wie Yin und Yang; sie sind gegensätzliche Pole und ergänzen sich wunderbar. Um glücklich zu sein und nicht von der Nostalgie übermannt zu werden, ist meine Strategie, das Schönste aus beiden Welten herauszuholen und das Beste daraus zu machen.»

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